Bietigheimer Zeitung vom 18.02.2012
BIETIGHEIM-BISSINGEN, 18. FEBRUAR 2012
Bi-Bi Ahoi: Stadt fest in Narrenhand
Wobachspatzen lassen es krachen - Überblick zum Fasching in der Region
Die Schlüsselübergabe war am Donnerstagabend in der Bietigheimer Kelter eine schnelle Sache. Die führenden Köpfe der Verwaltung samt Unterstützern aus dem
Gemeinderat hatten den Narren wenig entgegenzusetzen.
Einmal im Jahr wird die Welt in der Stadt an Enz und Metter von den Wobachspatzen auf den Kopf gestellt. Die, die das ganze Jahr den Kopf hinhalten, werden
verscheucht und danken schneller ab, als gedacht. Der Schlachtruf "Bi-Bi Ahoi" tönt durch Gassen, Hexen, Guggenmusiker, Prinzessinnen, Lieblichkeiten und Tollitäten bestimmen die Geschicke -
Aschermittwoch ist weit entfernt.
Das bunte Faschingstreiben in der Kelter ist einer der Höhepunkte im Kalender der Wobachspatzen. In diesem Jahr geisterte nicht nur der "NarrInz", eine Mischung aus Narr
und Prinz durch die vollbesetzte Kelter, besonders stolz sind die Wobachspatzen unter ihrem Vorsitzenden Hartmut Weiss auch auf ihre neue Gugge "Immortalis", was nichts weniger als "Die
Unsterblichen" heißt. Mit Jürgen Kienzle an der Spitze, der übrigens per Wunschzettel zum Chef gekürt wurde, boten die Nachfolger der "Modern-Enztown-Spatzen" 50 Köpfe hoch am Donnerstag eine
beeindruckende Premiere. Laut und voller Rhythmus trommelten sie unter anderem mit "Smoke on the Water" und "Born to be wild" die Narrenschar in der Kelter an die Wand, schon der Einzug in das
historische Gemäuer war eine Show für sich. Neben den ganz Lauten gibt es bei den Wobachspatzen auch die weniger Lauten.
Elke Schäfer etwa, mit allen Wassern der Narrenzunft gewaschen, und verheiratet mit Rolf Schäfer, Vizepräsident der Wobachspatzen, also standesgemäß. Die resolute
Saarländerin kann es gut mit dem Pfälzer Jürgen Kessing, spinnt im Hintergrund die Fäden und erinnert sich auch an andere Zeiten.
Früher, so erzählt die mit Orden hochdekorierte Dame, wurde viel mehr gegen die Obrigkeit gepoltert und auch schon mal ordentlich auf den Putz gehauen und ein
Faschingssakko kostete 140 D-Mark. Freilich haben sich die Zeiten geändert, wobei die Bietigheimer Wobachspatzen immer noch ein großes Sammelbecken für alle Generationen sind. Schon die jüngsten
Karnevalisten in den vielen Garden sind mit Feuereifer und hochroten Köpfen bei der Sache und freuen sich mächtig auf ihre Auftritte während der Faschingszeit.
Wer übrigens lange bei den Wobachspatzen dabei ist, wird mit Orden behängt. Schon nach zweijähriger Zugehörigkeit gibt es den goldenen Stern als Hausorden, die
Steigerung ist der "Spatz". Elke Schäfer berichtet gar von Ordensabstaubern, die sich den Rücken behängen müssen, weil die stolz geschwellte Brust nicht mehr ausreicht.
So feiern die Narren in Stadt und Land ihrem Höhepunkt entgegen und die Wobachspatzen, Buchfinken sowie Würmlesbader aus Bissingen sind lautstark dabei. In den Tagen vor
dem Aschermittwoch laufen sie noch einmal zur Höchstform auf. Danach ist alles vorbei, Häs und Larve verschwinden bis zur nächsten Saison wieder im Schrank.
Redaktion: JÖRG PALITZSCH